28. Juni 1939 bis 25. Juni 2025
Für Sonnabend, den 28. Juni, waren die Gedanken in Familie und Freundschaftsgesellschaft schon auf den 86. Geburtstag gerichtet. Doch da verdunkelten sich die Wolken und Eugen Neuber schloss drei Tage zuvor die Augen.
Diese Augen haben noch die für ein Kind unglaublichen Folgen von Krieg, Tod und Zerstörung sehen müssen. Ist so etwas zu verdrängen? Vielleicht durch Neugierde, mithin Wissensdurst? Eugen faszinierten wohl frühzeitig die seltsamen Hieroglyphen auf dem Papier der Soldaten mit der seltsamen Sprache und ihren kämpferischen, aber auch romantischen Liedern, die sie am Tage beim Marschieren und abends in ihren Kasernen sangen. Was das bedeutete, musste doch zu ergründen sein.
Des Lesens dann kundig, erschloss er sich mit dem Wörterbuch Stück für Stück diese andere Welt und bemerkte, welcher Schatz sich durch die Erkundung der Seltsamkeiten öffnete, so dass sie nichts Seltsames mehr waren.
Das Land lag in materiellen und geistigen Trümmern. Es fand Eugen auf den großen Baustellen der jungen Republik. Mit den Steinen schichtete Eugen auch neue Erkenntnisse für sich auf. Sowjetische Bauleute arbeiteten nebenan. Davon profitieren Hand und Kopf. Sie nannten Eugen in ihrer Sprache Jewgeni. Später dann, das lässt ihre Sprache zu, verändert sich mit wachsender Sympathie der Name für einen Freund. Daraus wurde dann das liebevolle Shenja. Das hörte man überall dort, wo Eugen-Gennadi-Shenja in der Sojus und der DDR tätig war. Also als Dolmetscher in Regierungsangelegenheiten, besonders in der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft über gute und bittere Zeiten hinweg. Es ging immer ums gegenseitige Verstehen und die Vermittlung von Ansichten zum Zwecke der Verständigung. Eine Tugend, die heute verhöhnt wird, damit Missverstehen und Misstrauen gesät werden können. Gerade in dieser Zeit wird Eugen/Shenja gebraucht.
Unsere Gesellschaft ist dabei, die Reihen der Versteher und für die Verständigung Eintretenden aufzufüllen. Und das ist in Eugens Sinn und auch in Shenjas und natürlich in dem unserer Gesellschaft, die die einzige Überlebensform der Menschheit in ihrem Titel führt: Freundschaft, wachsend aus Verstehen und Verständigung.
Und da bist Du, Eugen/Shenja, bei uns und wir mit Dir. Und das soll das Versprechen, aber nicht der letzte Gruß Deiner Gesellschaft sein. Danke für Deine auch künftige Begleitung.
Berlin, 25. Juni 2025 Der Vorstand
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