Anton Latzo, Februar 2025
Am 8. Mai 1945 fand der zweite Weltkrieg mit der Unterzeichnung der Urkunde über die
bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht in Europa sein Ende. Im Ergebnis des Krieges
war unter dem Ansturm der Roten Armee und des Vormarsches der Truppen der anderen Staaten der Anti-Hitler-Koalition das faschistische Regime und der von diesem geschaffene faschistische Staat zusammengebrochen. Deutschland wurde von den Truppen der UdSSR, Großbritanniens, Frankreichs und der USA besetzt.
Der Sieg über den Faschismus bot dem deutschen Volk die Möglichkeit, die faschistische Vergangenheit restlos zu überwinden und den Weg des Friedens und der Demokratie zu gehen. Er eröffnete die Möglichkeit, eine dauerhafte Friedensordnung in Europa zu errichten.
Diese Ziele wurden, getragen von den Schlägen der Sowjetarmee auf den Schlachtfeldern zur
Befreiung der UdSSR und der anderen europäischen Staaten, während mehrerer Treffen der Alliierten
im zweiten Weltkrieg in harten Verhandlungen erarbeitet. Hierfür hatten sich die deutschen und die
Hitlergegner anderer Staaten eingesetzt, die am Kampf gegen den Faschismus teilgenommen hatten
und bestrebt waren, eine antifaschistisch-demokratische Entwicklung in Deutschland und in ganz
Europa durchzusetzen.
Im Gegensatz zur Geschichte fälschenden Behauptung von USA-Präsident Donald Trump in seiner
Ansprache anlässlich seiner Thronbesteigung am 20.Januar 2025, dass die Sowjetunion den USA
„geholfen“ habe, den 2. Weltkrieg zu gewinnen, war es in Wirklichkeit der erste sozialistische Staat
der Welt, der die entscheidende Rolle im Kampf gegen die faschistische Aggression, um Freiheit,
Unabhängigkeit und Fortschritt für alle Völker spielte. Es waren 27 Millionen Sowjetbürger – Russen,
Ukrainer Belorussen, Kasachen und Turkmenen usw. -, die ihr Leben verloren im Kampf um die
Befreiung der UdSSR und der anderen Völker vom Faschismus. Auf dem Reichstag in Berlin wehte die
Rote Fahne als Symbol des Sieges der Alliierten über den Faschismus.
Man kann erklären, dass Politiker der Westmächte das lieber anders gesehen hätten. Man kann aber
nicht verstehen, dass sie das heute so interpretieren, wie sie es sich damals gewünscht hatten. Ist das
Unwissen? Oder – um es milde auszudrücken – es ist einfach bewusste Geschichtsfälschung!
Der Berater und Sonderbotschafter des damaligen USA-Präsidenten F.D. Roosevelt, Harry Hopkins,
schrieb, rückschauend auf den Tag der Befreiung: „Jeder, der etwas davon versteht, weiß, dass wir
Berlin genommen hätten, wenn wir dazu in der Lage gewesen wären“.
Die Kriegsziele der Anti-Hitler-Koalition wurden unmissverständlich in der Erklärung der Konferenz
von Jalta formuliert, an der vom 3. bis 11. Februar 1945 die Regierungschefs der UdSSR, der USA und
Großbritanniens teilgenommen hatten. Darin wurde festgehalten: „Es ist unser unbeugsamer Wille,
den deutschen Militarismus und Nationalsozialismus zu zerstören und dafür Sorge zu tragen, dass
Deutschland nie wieder imstande ist, den Weltfrieden zu stören“.
Bis es zu dieser gemeinsamen Position kam, musste ein komplizierter Weg zurückgelegt werden. Dazu
gehören die Treffen der Außenminister der drei Mächte und besonders die Konferenzen der
Staatsoberhäupter der Alliierten in Teheran vom 28. November bis 1. Dezember 1943, in Jalta auf der
Krim vom 3. bis 11. Februar 1945 und dann die Potsdamer Konferenz vom 17. Juli bis 2. August 1945.
In ihrem Ergebnis wurde der Wille bekräftigt, nach der Zerschlagung des Faschismus, im Interesse der
Völker einen dauernden Frieden herbeizuführen, der die Schrecken des Krieges bannen wird und eine
friedliche Zusammenarbeit der Staaten und Völker herbeiführt.
Die UdSSR verkündete ihre Kriegsziele am 3. Juli 1941, kurz nach dem Überfall der Faschisten. „Dieser
Vaterländische Volkskrieg gegen die faschistischen Unterdrücker hat nicht nur das Ziel, die über unser
Land heraufgezogene Gefahr zu beseitigen, sondern auch allen Völkern Europas zu helfen, die unter
dem Joch des deutschen Faschismus stöhnen. In diesem Befreiungskrieg werden wir nicht allein
dastehen. In diesem großen Krieg werden wir treue Verbündete an den Völkern Europas und
Amerikas haben, darunter auch am deutschen Volk, das von den faschistischen Machthabern
versklavt ist. Unser Krieg für die Freiheit unseres Vaterlandes wird verschmelzen mit dem Kampf der
Völker Europas und Amerikas für die Unabhängigkeit, für die demokratischen Freiheiten.“
Damit hat die Sowjetunion schon sehr früh auch die Prinzipien ihrer Deutschlandpolitik formuliert.
Sie unterschied klar zwischen dem deutschen Volk und dem faschistischen deutschen Imperialismus.
Sie führte den Krieg zur Vernichtung des Faschismus. Sie setzte sich für die demokratische
Entwicklung des künftigen Deutschlands ein. Ihre Politik entsprach völlig auch den Interessen des
deutschen Volkes.
Die UdSSR fand Gehör, weil unter den gegebenen Bedingungen die Widersprüche zwischen den
Hauptmächten des Großkapitals – zwischen Deutschland einerseits und den Westmächten
andererseits – größer als die Gegensätze zwischen den Westmächten und der Sowjetunion waren. So
fanden Staaten unterschiedlicher Gesellschaftsordnung zusammen, um gemeinsam die drohende
Gefahr der Vernichtung entgegen zu wirken. Hinzu kommt, dass die Politiker der Westmächte
gleichzeitig mit einer anwachsenden antifaschistischen Front in ihren Ländern konfrontiert waren, der
sie ebenfalls Rechnung tragen mussten.
Diese Faktoren und die kapitalistische Konkurrenz trugen wesentlich dazu bei, dass auch die USA
Teilnehmer der Anti-Hitler-Koalition wurden. Die gegen das faschistische Deutschland gerichtete
Politik der Roosevelt-Regierung entsprach den Interessen des amerikanischen Volkes. Ihr Hauptziel
bestand aber in der Zerschlagung des deutschen Konkurrenten! In einem Memorandum des
Außenministeriums der USA vom 10. November 1944 – also in der Zeit zwischen Teheraner und Jalta-
Treffen – hieß es z.B. zu den amerikanischen Kriegszielen: „Außer einer gründlichen Abrüstung ist es
wichtig, dass wir uns für eine solche Orientierung der deutschen Wirtschaft einsetzen, die die Gefahr
neuer Rivalitäten aus dieser Quelle ausschaltet… Nach Ansicht der Ministerien müssen unsere
langfristigen Ziele für die wirtschaftliche Behandlung Deutschlands folgende sein: 1. Abschaffung der
deutschen Autarkie und Ausschaltung der deutschen wirtschaftlichen Vormachtstellung in Europa“.
Zur Einordnung und Beurteilung der Haltung der USA gehört ebenfalls, dass es in ihrer Außenpolitik
auch eine offene antikommunistische und zum Teil faschistische Politik duldende Linie gab, zu deren
Befürworter auch der spätere Präsident Truman gehörte.
In deren Folge entwickelten sich im Februar und März 1945 zwischen den Alliierten der Anti-Hitler-
Koalition Spannungen, die die Verwirklichung der gemeinsamen Beschlüsse und die spätere
Entwicklung negativ beeinflusst haben.
Im Februar 1945 – also parallel zur Konferenz in Jalta – begann in der Schweiz eine internationale
Geheimdienstoperation unter der Bezeichnung „Sunrise“. Beteiligt waren der USA-Geheimdienst OSS,
der Schweizer Geheimdienst, Vertreter des Vatikan und Abgesandte Nazideutschlands. Führender
Kopf war Allan W. Dulles. Man versuchte, für Fragen der künftigen Entwicklung Lösungen zu
entwickeln, um die Verwirklichung der gemeinsamen Beschlüsse der Alliierten auf höchster Ebene in
ihre gegenteilige Richtung zu lenken. Es ging um die Zurückdrängung des zu erwartenden Einflusses
der Sowjetunion und sozialistischer Kräfte in Italien und in Westeuropa. Der amerikanische Historiker
Fritz Stern beschrieb diese Lage wie folgt: In der Zeit „als die Bündnisse sich ins Gegenteil verkehrten
und wachsende Zwietracht drohte, bildete sich eine neue westliche Ordnung heraus, und damit
kündigte sich ein Wandel in der Weltpolitik an“. Und das parallel zur Konferenz der Staatsoberhäupter!
Die Haltung der Sowjetunion wurde am 9. Mai bekräftigt, als I.W. Stalin öffentlich erklärte: „Die
Sowjetunion feiert diesen Sieg, wenn sie sich auch nicht anschickt, Deutschland zu zerstückeln oder
zu vernichten“.
Die UdSSR folgte auch nach Jalta den Beschlüssen, die dort mit Präsident Roosevelt und
Premierminister Churchill vereinbart worden waren. Dazu gehörte der Plan für die endgültige
Niederwerfung des faschistischen Deutschlands und die Forderungen für dessen bedingungslose
Kapitulation.
Die Konferenz nahm Grundsatzbestimmungen über die Entmilitarisierung und Demokratisierung
Deutschlands an.
Die Regierungen der drei Großmächte erklärten ihre Entschlossenheit, den deutschen Militarismus
und Faschismus zu vernichten.
Sie beschlossen, Garantien dafür zu schaffen, dass Deutschland in Zukunft den Frieden. nicht mehr
verletzen kann.
Und schließlich wurde hervorgehoben, dass das deutsche Volk einen würdigen Platz in der
Völkergemeinschaft einnehmen werde, wenn Faschismus und Militarismus ausgerottet sein werden.
Die Konferenz bestätigte auch das Abkommen der drei Regierungen vom 12. September 1944 über
die Einrichtung der Besatzungszonen in Deutschland und die koordinierte Verwaltung und Kontrolle
Deutschlands durch eine Kontrollkommission mit dem Sitz in Berlin.
Auch auf dieser Konferenz wies die sowjetische Delegation die von Winston S. Churchill
vorgetragenen Pläne der politischen Zerstückelung Deutschlands und die von Franklin D. Roosevelt
vorgeschlagene weitgehende Zerstörung der deutschen Industrie zurück.
Die Konferenz legte fest, dass Deutschland verpflichtet ist, die von ihm anderen Ländern zugefügten
Schaden wiedergutzumachen. Die berechtigten Ansprüche Frankreichs betrugen 21,143 Milliarden,
die Großbritanniens 6,383 Milliarden, die der UdSSR 128 Milliarden und die der USA 1,267 Milliarden
Dollar. Die UdSSR und die USA vereinbarten, die Gesamthöhe der von Deutschland zu leistenden
Reparationssumme auf 20 Milliarden Dollar festzulegen, wovon die UdSSR 50 Prozent erhalten sollte.
Nach dem Tode von USA-Präsident Roosevelt haben auch in der amerikanischen Politik die
Befürworter der offenen antisowjetischen Politik an gestalterischem Einfluss gewonnen. Präsident
Truman gehörte zu ihnen. Ihr Konzept war von der Zielsetzung bestimmt, ein als Konkurrent
unbedeutendes Deutschland zu schaffen. Deutschland sollte als einheitlicher Staat erhalten und als
„Demokratie“ kapitalistischer Prägung in das vom amerikanischen Imperialismus dominierte
internationale System eingeordnet werden. Es ging ihnen darum, das Potenzial Deutschlands zur
Durchsetzung der antisowjetischen Politik auszunutzen.
Davon wurde auch die Sicht auf Europa, die in Jalta entwickelt worden war, grundlegend verändert.
Als Präsident Roosevelt am 1. März 1945 den Kongress in Washington um die Zustimmung zum
Abkommen von Jalta bat, sagte er noch: „Ich komme von der Krim-Konferenz mit der Überzeugung,
dass wir einen guten Start auf dem Weg zu einer Welt des Friedens gemacht haben“. Das reichte noch
für die Gründung der Vereinten Nationen. Es galt auch noch für das Potsdamer Abkommen.
Nur kurz danach (April) erteilte aber Winston Churchill den Befehl, wie er selbst im Interview mit
Daily Herold am 24.November formulierte, „die deutschen Waffen sorgfältig zu sammeln und
aufzubewahren, damit man sie ohne Schwierigkeiten den deutschen Soldaten wieder in die Hand
geben kann, mit denen man zusammenwirken müsste, wenn die sowjetische Offensive weiter anhält“.
Weil es aufgrund der Stimmung in der Bevölkerung und des internationalen Kräfteverhältnisses nicht
möglich war, vom „heißen“ Krieg zu sprechen, wurde der Begriff „kalter Krieg“ erfunden. Im März
1947 wurde dann die Truman-Doktrin ausgerufen.
Die Wirkungen sind bis heute spürbar. Sie vermitteln zugleich Lehren für die Gegenwart!
